Scheideweg

Scheideweg(g)

…. ist ein Bildtagebuch, eine Sammlung digitaler Bildmontagen auf der Basis von Fotografien, die während eines vierwöchigen Aufenthaltes in der Panoramaklinik Scheidegg / Westallgäu – eine psychosomatische Fachklinik – entstanden, banale Eindrücke der unmittelbaren Umgebung festhalten und so das therapeutische Geschehen als eine Art optische Spurensicherung begleiten.

…. ist kein minutiöses Protokoll des therapeutischen Alltags, keine Niederschrift über körperliche und seelische Unzulänglichkeiten oder Zustände, kein penibles Aufarbeiten des Erlebten.

…. ist die subjektive Sichtweise eines Patienten, der während dieser Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit dem Selbst auch versucht, die eigene, durch äußere Umstände brachliegende Kreativität wieder zu finden, einen Anschub für das eigene Tun zu leisten und damit die Situationsbewältigung in eine künstlerische, rational wie emotional geprägte Aussage münden lässt.

Der so selbst auferlegte Zwang zur Suche nach bildrelevanten Spuren – wahrnehmbar im Raum, in der Zeit …. als große wie kleine strukturelle Zusammenhänge – mündet so in einem 29-teiligen „Präsenz-Kalendarium“, bestehend aus tagesbezogenen Bildzeichen kombiniert mit knapp gehaltenen, stichwortartigen Anmerkungen, die nicht ausführlich erzählen, sondern Maßgebliches wie Nebensächliches, Gedachtes oder Gefühltes notieren.

…. sei all jenen gewidmet, die durch respekt- und würdelose Behandlung, durch mangelnde Wertschätzung ihrer Person und Leistung massiven psychischen Belastungen ausgesetzt werden und als Folge davon gesundheitlichen Schaden nehmen. Möge es unserer an sich demokratisch und freiheitlich ausgerichteten Gesellschaft künftig besser gelingen, neben den leistungs-, kapital- und konsumorientierten Maßgaben wieder jene mehr ins Blickfeld zu rücken, die den humanitären Aspekten verpflichtet sind und den anstandsorientierten und fairen Umgang miteinander favorisieren und damit das Leben lebenswerter machen.

…. im Januar 2010

…. Reinhold Wohlleben